Jubiläumsveranstaltung „ 50 Jahre Radsport WM in Karl-Marx-Stadt“

 

Radsport der Extraklasse auf dem Chemnitzer Zementoval

 

Unzählige Beratungs- und Arbeitsstunden lagen hinter den Organisatoren des Steherevents am 13. und 14. August in Chemnitz. Beseelt vom Willen, den Radsportfans nach langer Abstinenz in Chemnitz wieder attraktiven Bahnradsport zu bieten, schaute kaum einer der ausschließlich ehrenamtlichen Akteure auf die Uhr. Alles war gerichtet und dann das! Pünktlich zu Beginn des ersten Wettkampftages öffnete der Himmel seine Schleusen.

In dessen Folge konnte kein einziger Renner an diesem Abend seine Rennmaschine zum Start schieben. Dabei hofften die Verantwortlichen, dass Petrus doch noch ein Einsehen hat.

Die Hartmannsdorfer Schalmeienzunft hielt genauso wie die Zschopauer Motocrosser mit Schaueinlagen die geduldigen Zuschauer bei Laune.

Mit viel Beifall begrüßt wurden alte Haudegen aus der Zeit der Rad-WM von 1960. Allen voran der Holländer Arie van Houwelingen (4. der Profisteher WM in Chemnitz und Amateurweltmeister 1959) und sein Rivale von damals, Lothar Meister 1 (Steherweltmeister 1958).

Zu ihnen gesellten sich mit Bruno Walrave, einer der erfolgreichsten Schrittmacher der Stehergeschichte, sowie die ehemaligen Lokalmadatoren Peter Schindler, Günter Auerswald, Dieter Thoß und Erich Stammer.Im offenen Cabrio wurden sie trotz Nieselregens von Ovationen der Zuschauer auf ihrer Ehrenrunde überschüttet.

Schließlich wollten die Organisatoren die geballte Kraft der Sprinter, deren Rennen nur für diesen Abend vorgesehen waren, den Leuten auf den Rängen nahe bringen. Bei ihrer Vorstellung waren sie offetsichtlich vom herzlichen Applaus beeindruckt, sodass Maximilian Levy spontan erklärte, dass alle gemeldeten Sprinter gern am nächsten Tag an den Start gehen würden. Eine feine und lobenswerte Geste.

Nach einer Stunde und 15 Minuten geduldigen aber immerhin kurzweiligen Wartens musste der erste Renntag schließlich abgesagt werden.

Den Zuschauern und Ehrengästen , unter ihnen die Oberbürgermeisterin Frau Babara Ludwig, als Schirmherrin der Veranstaltung, die Bürgermeisterin für Kultur und Soziales Frau Heidemarie Lüth, der Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer, Wolfgang Schoppe und die Geschäftsführerin des Sächsischen Radfahrer-Bundes Manuela Götze und zahlreiche Sponsoren, entging damit eine hochkarätige Radsportveranstaltung, wie der zweite Radsporttag zeigen sollte.


Die Startbereitschaft der Sprinter für den Renntag darauf zwang zur völligen Umgestaltung des Programmablaufes, denn was den Sprintern recht war, sollte der zweiten Reihe der Steher, die um den Pokal der Stadt Chemnitz kämpfen wollten, billig sein.Mit „heißer Nadel gestrickt“ ging ein abwechslungsreiches, in seiner Vielfalt einzigartiges Radsportprogramm über die Bühne, das statt der geplanten vier Stunden fast sechs Stunden in Anspruch nahm.

Einziger Wermutstropfen dabei, der Veranstalter informierte die Teilnehmer der Nachwuchs-wettbewerbe um den Barmer GEK – Cup (U15) und den Nachwuchspreis der Sparta Bank (U11/U13) nicht über die vorgezogene Startzeit für ihren ersten Auftritt und verursachte damit enige Unruhe. An dieser Stelle bitten wir dafür um Entschuldigung.

Gleich im ersten Steherennen kamen die über 3000 Zuschauer auf ihre Kosten .

In souveräner Manier fuhr der einheimische Sebastian Forke vor Altmeister und Publikumsliebling Ralph Keller aus Grimma aufs Sieger podest. Sehr zur Freude des Veranstalters, denn Sebastian Forke war viele Jahre seiner Laufbahn für den RSV Chemnitz aktiv.

Im Interview bestätigte ihm der Bundestrainer, Rainer Podlesch, großes Talent und nährte die Hoffnung auf eine erfolgreiche Steherlaufbahn, wenn das sein Wille sein sollte.

Bemerkenswert war auch der Umstand, dass der RSV Chemnitz in diesem Lauf mit Ingo Berbig, Peter Knoblauch und Axel Lohse drei Renner hinter die Rolle brachte und mit Holger Ehnert und Sven Lohse zwei Aktivposten die Schrittmachermaschinen besetzten.

Selbst die Nacnwuchswettbewerbe, die als Omnium ausgetragen wurden, riefen beim sachkundigen Publikum Interesse hervor, das in anerkennenden Beifall zum Ausdruck kam.

Erfreulicher Weise stellten sich hier viele Leipziger Renner dem Starter, für die und alle anderen der Wettkampf vor einer derartigen Kulisse ein bleibendes Erlebnis sein wird.

Sehr beeindruckt zeigten sich die Zuschauer vom Leistungsvermögen der Sprintergarde. Ein mit Welt- und Vizeweltmeistern gespicktes Feld präsentierte sich in den Disziplinen Sprint und Keirin in Kämpferlaune.

Obwohl beide Disziplinen mit Robert Förstemann im Sprint und Maximilian Levy im Keirin von deutschen Athleten gewonnen wurden, spielten die neuseeländischen Sprinter keine untergeordnete Rolle. Ihre jeweils zweiten Plätze durch Sam Webster im Sprint und Eddi Dawkins im Keirin belegen, dass sie nicht nur „modisches Beiwerk“ ,sonder echte sportliche Konkurrenz waren. Für sie waren die Wettkämpfe willkommmene Abwechslung zum Trainingslehrgang, den sie zur Zeit in Cottbus absolvieren, und für die Stars des „Teams Erdgas 2012“ endlich einmal die Gelegenheit, sich hautnah und nicht nur ständig durch die Presse dem Chemnitzer Publikum zu präsentieren.

 

Eine der Zugnummern der gesamten Veranstaltung war zweifelos der Auftritt der „ Alten Meister hinter historischen Maschinen“. War dieses Rennen mit bekannten Namen wie z. B. Rainer Podlesch, Jens Heppner oder Martin Götze untersetzt, galt ebenso das Interesse den historischen Schrittmachermaschienen. Wie in alten Zeiten versagten unter dem Johlen der Zuschauer bei der Einfahrt ins Zementoval drei von zehn „Knatterkisten“ . Das Geschick der Piloten und die vereinte Kraft der Helfer brachte schließlich alle zehn Motoren zum Laufen.

 

So beendeten die Anzani's, BAC`s, Harley Davidson's, Indian's, BSA's und Maier-Paris trotz ihres Alters ohne Ausfälle die Hatz über 60 Runden.

Großes Kompliment an ihre Eigentümer, die in zahllosen Arbeitsstunden mit viel Liebe und Akrebie diese seltenen Zeitzeugen am Laufen halten.

Bewunderung erfuhren neben den Maschinen aber auch die Steher im fortgeschrittenen Sportler-alter. Mit Rainer Podlesch gewann immerhin ein Mittsechziger das Rennen und der Wiener Norbert Hager kann ebenfalls schon auf das Erreichen des Rentenalters verweisen. Einfach super, diese Leistung! Auch die vom Mitorganisator Andreas Stöß, der es sich trotz Dauerstress bis in die letzten Stunden des Renntages nicht nehmen ließ, mit auch schon 51 Jahren am Rennen „Alte Meister“ teilzunehmen.

Das Hauptrennen um den „ Großen Preis des Industrievereins Sachsen 1828 e.V.“ versammelte die auserwählte europäische Spitze mit Europameister Guiseppe Atzeni aus der Schweiz, dem holländischen Meister Rene' Kos, dem französischen Champion David Derepas und Ondrej Zelinka aus Tschechien.

Sie stellten sich den deutschen Spitzenfahrern, angeführt vom frisch gekürten Deutschen Meister Marcel Möbus zum Kampf. Als souveräner Sieger ging dabei der Europameister Atzeni vor Kos und Möbus hervor. Besonders die Endkampfgestaltung des Schweizers riss die Zuschauer förmlich von den Sitzen.

Die Veranstalter erhielten bereits während der Veranstaltung und im Nachhinein viel Anerkennung und Lob, wobei immer wieder der Wunsch geäußert wurde, dass ein derartiges Radsportfest wiederholt werden sollte. Eine Erkenntnis sollten wir auf alle Fälle mitnehmen; der Bahnradsport und speziell der Steherrennsport besitzt nach wie vor eine große Anhängerschar.

 

Stimmen zum Rennen:

Guiseppe Atzeni „...diese Bahn ist sensationell. Hier gewinnt der wirklich Beste. Sie wäre der ideale Wettkampfort für eine Europameisterschaft“.

Volker Brix, Radsportexperte aus Erfurt „...Glückwunsch zu dieser tollen Veranstaltung. Sie ist richtungsweisend für alle Steherrennsportveranstaltungen. Ihr habt damit hohe Maßstäbe gesetzt“.

Thomas Meyer, Leiter des Sportamtes Chemnitz „... die Wettkämpfe waren ein Erlebnis. Sie haben nicht nur den Zuschauern sondern auch der Stadt Chemnitz gut getan“.